„Du willst (eigentlich) gar nicht, dass man dich kennt! Du willst (nur),
dass ich dich toll finde.“
So oder so ähnlich ging das
Zitat, was mich in letzter Zeit am meisten beschäftigt hat, denn seitdem geht
mir das Ganze nicht mehr aus dem Kopf. Nicht der letzte Satz, hauptsächlich der
erste, wobei der zweite mir in anderer Hinsicht vieles erklärt. Irgendwie. Die
einen werden jetzt die Augen verdrehen und es komplett bescheuert finden, die
Fans unter euch werden Laut aufkreischen und direkt ein paar lines zitieren,
die natürlich alle Ohrwurmpotenzial haben. Dieser Satz stammt aus keinem
philosophischen deep talk, aus irgendeinem unglaublich nachhaltigem Film,
dessen Intellekt uns alle erblassen lässt, es
ist easy. „Unserer Zeit ist jetzt“, ist mehr so die seichte Komödie, die
mit ihrem bekannten Hauptact die Kinosäle füllen soll und mehr so als Imagefilm
gedacht ist(?). wie auch immer das ganze hat eigentlich nichts damit zu tun,
was ich eigentlich sagen will, war nur so als kleiner Exkurs am Rande gedacht,
weil ja immer interessant ist woher so ein Zitat denn herkommt.
„Du willst (eigentlich) gar nicht, dass man dich kennt!“
Der Satz
passt und irgendwie könnte er auch fast auf mich zugeschnitten sein, irgendwie
traurig. Je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto bewusster ist mir
geworden, dass ich auf eine Art und Weise auch so ticke. Was jetzt nicht heißen soll, ich
würde nicht wollen dass mich jemand kennt, dafür ist das ganze dann doch noch
ein wenig vielschichtiger oder wie facebook sagen würde: es ist kompliziert. Wie man es nimmt.
Ich will, dass mich jemand kennt,
weil ich dann nichts sagen müsste, weil ich dann ein offenes Buch wäre. Ich
müsste nichts sagen, weil wer auch immer mich kennen würde, genau wüsste wann
es mir nicht gut geht, wann ich was brauche und so, ihr wisst, was ich meine.
Aber andererseits ist auch genau
das, das Problem. Wenn mich jemand kennt, mich lesen kann, dann kann man mir
damit auch so viel nehmen und davor hab ich Angst, davor eine zu große Nähe zu
jemandem aufzubauen, weil …
Ich rede viel, manchmal auch zu
viel, plappere über dieses und jenes doch wenn du meine Worte am Ende des Tages
auf eine Wage legen würdest, würden sie so gut wie gar nichts wiegen. Alles was
Gewicht hat, bleibt bei mir, in mir, damit es nur mich belastet.
Und dann will ich es wiederum
doch und dann auch wieder nicht. Dann rede ich halt um den heißen Brei herum,
weil das ja und nein in meinem Kopf sich nicht entscheiden können und ja
vielleicht, da ist möglicherweise dann diese Hoffnung, dass trotzdem wer merkt
wie ich zwischen den Stühlen sitze und genau das daraus ließ, was ich
eigentlich sagen wollte. Jemand, der den Code entschlüsselt, zwischen gesagtem,
ungesagtem, jemand der zwischen den Zeilen hören kann und weiß, dass Ironie und
Sarkasmus nicht gleich einfach nur Ironie und Sarkasmus sind sondern gute
Mittel zum Zweck. Die mir dabei helfen, die Wahrheit zu sagen, Dinge die ich
sagen will und dann doch wieder nicht. Je nachdem wie sie gedeutet werden, sind
sie das eine oder andere. Du musst nur auf die feinen Nuancen hören, die
Unterschiede erkennen und rausfiltern, was nur so daher gesagt und was am Ende tatsächlich
so gemeint war.
„Du musst dich den Leuten zeigen,
so wie du bist, sie wollen dich sehen.“ Diesen Rat hat mir ein guter Freund
gegeben und ich weiß, dass er damit recht hat. Aber ich bin eben mehr so der
Zuhörer, ich höre gerne zu, was andere beschäftigt, was sie nachts wach hält,
all die Dinge, die den Menschen ausmachen und zu dem was er ist. Anders herum
ist es dann doch ein wenig komplizierter, mir fehlen die Worte, obwohl ich
damit sonst auch so gut jonglieren kann, sie so gerne um mich werfe.
Darum wünsche ich mir manchmal,
wobei ziemlich oft, dass ich mich mehr fallen lassen könnte. Mehr zulassen vor
allem. Darum geht es ja letztendlich. jedem, dem du letztendlich erlaubst dich
zu kennen, dem gibst du einen Teil von dir. Das hat irgendwo auch was mit
Kontrolle zu tun, mehr in so einem übertragenen Sinne.
„Du willst (eigentlich) gar nicht, dass man dich kennt!“
Doch das will ich, nichts mehr als
das. Doch auf der anderen Seite habe ich auch Schwierigkeiten damit, weil ich
mich dafür fallen lassen muss. Weil was ist, wenn da dann keiner ist, der mich
auffange kann. Weil mir diese Nähe, die zwischen Menschen entstehen kann,
beziehungsweise die zwangsläufig entsteht, wenn du jemand fremden kennen lernst,
Angst macht. Ich weiß nicht ob es komplett bescheuert klingt oder nur
teilweise, jedenfalls ist man dann abhängig von jemandem. Klar, du bist noch
immer du, aber das ist so krass, dass es mir Angst macht, weil ich Angst habe,
damit nicht umgehen zu können. Irgendwie dann doch nicht genug zu sein. Dazu
kommt noch der ganze Panikkram und dass man dann automatisch Angst hat, dass
es wieder passiert, weil es komplett willkürlich auftritt und wiederum auch
nicht kontrollierbar ist und so hängt man dann eben drin in so nem sich immer
drehenden Kreis. Verdammt.
Ich will doch, dass du mich
kennst! So sehr, aber ich kann dich nicht rein lassen, weil ich den Schlüssel
verloren habe. Also verzeih mir, wenn ich dir auch das Fenster vor die Stirn
knalle, durch welches du einsteigen wolltest. Das wollte ich nicht. Ich hab
dich doch eingeladen.