Auf einmal kann ich mich
nicht mehr halten. Zusammenhalten. Ich weiß auch nicht genau, was gerade nicht
stimmt, aber irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Sonst würd ich ja nicht so
heftig reagieren, auf so eine unkontrollierte Art und Weise.
Es ist als wäre ich dabei
abzurutschen. Ich kann mich nirgends festhalten. Ich schreie. Natürlich schreie
ich, wer würde nicht schreien wenn er geradewegs dabei ist zu fallen. Aber ich
erreiche niemanden. Meine Schreie erreichen niemanden. Keiner hört mich. Obwohl
ich laut genug bin. Es zieht mich herunter und ich halte dagegen an. Aber der
Zug ist zu stark, also falle ich. Ich lasse mich fallen. Egal wie sehr ich es
versuche, ich bin nicht in der Lage, mich irgendwo zu halten, abzufangen oder
wieder hochzuziehen. Ich bin zu schwach. Ich bin alleine. Ich schaffe es nicht
alleine. Also bleibe ich liegen. Falle und über mir fällt alles zusammen.
Kippt, wie Dominosteine. Fast wie in Zeitlupe, immer einer nach dem anderen.
Das Bühnenbild stürzt ein
und ich lieg mitten in den Trümmern und werde von ihnen begraben. Meine Arme
bilden eine Festung um meinen Körper zu schützen, doch mit jedem weiteren Dominostein,
der kippt und seine angestammte Position verlässt, lässt die Kraft nach. Die
Trümmer werden schwerer, lasten Tonnenschwer mit ihrem Gewicht auf mir und ich?
Ich bin zu schwach um auch nur irgendetwas zu tun. Zu schwach um mich schützend
um mich selbst zu legen. Schützend vor mich selbst zu stellen. Die Trümmer
abzuwehren.
Ich fühle mich einsam. Meine
Stimme ist heißer, vom vielen schreien und Signale geben. Zu schwach um nur ein
einziges weiteres Wort zu formulieren. Also gebe ich auf. Hör auf zu schreien. Es
ist ein Schrei ins nichts, der niemanden erreicht. Er prallt von den Trümmern
zurück. Wird von ihnen verstärkt, erreicht niemanden nur mich, doch ich bin es
die da schreit. Doch ich kann mich selbst kaum hören. Es ist ein stummer Schrei,
den ich ansonsten weg lache. Wegrationalisiere, wenn ich gerade wieder dabei
bin einen kleinen Riss zu kitten, der nicht in das sonst so perfekt Bild passt.
Doch jetzt gerade hilft noch nicht einmal ein klein wenig Mörtel, die Risse
sind Spalten geworden, Krater und zu groß um sie schnell mal weg zu retuschieren.
Das Gefühl, die Verzweiflung
und diese alles verschlingende Einsamkeit ist gerade viel zu stark um nur
irgendeinen klaren Gedanken zu fassen.
Wen rufst du, wenn es droht
dich zu verschlingen? Wen rufst du, wenn du fällst und dich nicht mehr fangen
kannst? Wen rufst du, wenn dir der Boden unter den Füßen wegbricht?
Rufst du ins Leere oder hört
dich jemand? Kommen deine Rufe an, bei einem Adressaten, der nicht deinen Namen
trägt, der nicht du selbst bist?
Wen rufst du, wenn du Schutz
brauchst? Wen rufst du, um zusammengehalten zu werden? Wen? Außer dich selbst. Du
zählst nicht. Weil du gerade zu schwach bist um dich aufrecht zuhalten. Ich bin
zu schwach um mich aufrecht zu halten. Wen ruf ich? Außer mich, wenn ich nicht
zähle. Wenn ich nicht auf mich zählen kann.
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