Wir sind eine der Ersten, wie immer pünktlich. Wobei wir auch gut und gerne mindestens eine halbe Stunde später hätten kommen können, ich kenne meine Freunde und auch die hier eingeladenen machen in dem Punkt kaum eine Ausnahme. Nach ein paar Minuten des Wartens beschließen wir schon mal rein zu gehen, wer steht sich schon gerne draußen die Beine in den Bauch nur weil Pünktlichkeit immer mehr zu einem Unding geworden ist?
Wir folgen dem Mann in das Innere
und landen in einem Raum, der teilweise mit bequemen schwarzen Ledersofas und Stühlen
bestückt ist. Aus den Lautsprechern dröhnten keine Charts, sondern die gute Musik
von früher, mit Charakter, Gitarenriffs und rauchigen Stimmen. Sie verleiht dem
ganzen Ambiente eine ganz eigene Atmosphäre. Wir lassen uns nieder und lassen
die Blicke wandern, der Raum ist schwach beleuchte, fast schon dunkel, doch
hell genug um alles zu erkennen. Die Bar, Sofas und die Menschen drum herum. „Kann
ich euch was bringen?“ Nein, wir warten noch bis mehr da sind.
Draußen wird es dunkler und
mittlerweile sind schon ein paar mehr eingetrudelt sodass wir den Kellner und
uns aus der peinlichen Situation befreien und die erste Runde Bestellungen
aufgeben können. Es ist schön zu sehen wie gut sich die anderen merken, was das
Geburtstagskind mag und wirklich alle Geschenke ein Erfolg sind. Die Stimmung
ist ausgelassen, Geschichten werden ausgetauscht und die Luft ist von Gelächter
und Rauch erfüllt. „Komm erzähl mal, was gibt es für Geschichten?“ Keine. „Na,
es kann doch keine Geschichten geben, ich mein wenn man in ner Beziehung ist,
da ist ja klar, da steht die Zeit irgendwann still… aber so als Single, da
erlebt man doch immer was.“ Haha, wenn du wüsstest. Wieso ist dieser weit
verbreitete Irrglauben so präsent. Unser Leben ist jetzt nicht langweilig und
klar passieren hier und da immer ein paar erzählenswerte Storys, doch die
meisten sind dann doch nur à la „Stell dir mal vor was mir gestern wieder
merkwürdiges passiert ist“, lustige Randgeschichten, aber die guten Storys die
sind auch nicht so einfach zu bekommen. Wir tragen kein Schild um den Hals, was
automatisch sagt: Hey, schau mal, if you like it then you should to give a
drink to me. Wir sind auch nur ganz normale Menschen, die eben einfach noch so
ein wenig rumtingeln, sich nicht entscheiden können, zu hohe Ansprüche haben
(oder keine) aber im Endeffekt auch nur ihren Weg in dem ganzen Wirrwarr zu
finden versuchen. Das macht mich doch dann aber nicht automatisch zu Miss
Lovalova persönlich, die jedes Wochenende mit einem Kater, in einem anderen Bett
aufwacht und deren Whatsapp-Messenger vor Anfragen und Random conversations nur
so überquillt.
Haha, nachher rennst du dann
wieder weg. Nein, oder ja ich weiß es nicht und selbst wenn, manchmal ist es
dann einfach nicht das wahre oder zu komisch um zu bleiben. Außerdem, war das
ne komplett andere Situation damals. Außerdem bin ich nur ein einziges mal
weggerannt, sage ich.
Doch wenn ich jetzt, im Nachhinein
genauer darüber nachdenke, dann renne ich eigentlich immer weg. Emotional gesehen
und ja ich weiß das, aber es ist schwer mit schlechten Angewohnheit zu brechen.
Gibt schlimmeres oder (?) andere rauchen, trinken zu viel, die Liste unserer
Laster ist lang. Meistens wissen wir doch, dass sie uns nicht immer gut tun,
doch uns von ihnen zu trennen ist dann doch irgendwie schwer, sie gehören dazu
und selbst wenn wir dann einmal an dem Punkt sind, an dem wir sagen: jetzt ist
es so weit, dann kommt meistens doch wieder was dazwischen. Im besten Fall das
Leben und so findest sich dann immer wieder eine Ausrede. Allgemein, das mit dem rausreden haben wir schon ziemlich perfektioniert, ich bilde da (leider) keine Ausnahme,
besonders dann nicht, wenn es darum geht meiner schlechten Angewohnheit die
Luft abzudrehen.
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