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Fashion // Der Minirock als Politikum

2/24/2015


Der Minirock ist wohl eins der provokantesten Kleidungsstücke. Früher als Zeichen der Rebellion und Befreiung gesehen, heute eher als ordinär und plakativ. Doch was steckt eigentlich hinter diesem so skandalträchtigen Kleidungsstück, dass selbst die Männer in der Türkei in Miniröcken auf die Straßen gehen?



Schon bevor der Minirock seinen Kult in den „Swinging Sixties“ feierte trat er bereits in der Operette Der Zarewitsch 1932 auf. In den 1960ern greift Mary Quant zur Schere und kürzt Kleider und Röcke, wodurch sie den Minirock zu einem neuen Statement und Lebensgefühl werden lässt. Der Minirock wird zum Politikum. Er gilt als Rebellion gegen die Konservative Gesellschaftsstruktur, Spießertum und vorgeschrieben Verhaltensmuster. Für die Frauen beginnt ein neues Selbstverständnis und Selbstbewusstsein im Hinblick auf ihre Stellung und die Selbstdarstellung ihres Körpers in der Gesellschaft. Alles ist erlaubt, Frau trägt was ihr gefällt. Es ist ein Symbol der Unabhängigkeit vom Mann. Hinzu kommen Faktoren wie der Gelderwerb junger Frauen in den 20er und 60er Jahren, sowie 1965 die Erfindung der Pille und die dadurch resultierende sexuelle Freiheit.

Die Kindlichkeit als modisches Leitbild, wird dem spießigen Großmutter look-alike vorgezogen. Es ist ein Bruch mit den Bisherigen Modekonventionen, der biedere Hausfrauenlook der 1950er wird von der coolen, frechen Mode der 1960er abgelöst und sorgt für viel Furore. Wie kurz darf ein Rock sein? Darf er im Beruf getragen werden? Wer trägt ihn, wer nicht? Und weitere Fragen werden aufgeworfen. Kritiker und konservative verpönen den Minirock als Zeichen eines von Sex und Exhibitionismus geprägten Zeitalters. Laut des Vatikans „entwertet der Minirock die Weiblichkeit“. Die Erotisierung des Frauenbeins wird als provokatives und respektloses Zeichen wahrgenommen. Mit seiner erotischen Signalwirkung sei er im höchsten Maße skandalträchtig und ein Zeichen des Sittenverfalls.


Es ist ein Trend, den sich jeder leisten kann. Das revolutionäre Zeichen der rebellischen Jugend mit Drang nach politischer und kultureller Freiheit. Nun diktieren nicht mehr die privilegierten Schichten, wie es in der Mode voran geht, die weniger wohlhabenden haben das Steuer übernommen. Ähnlich wie in der Haute Couture, die sich vom Jugendkult inspirieren lässt.

Endgültig wurde der Minirock mit dem Erscheinen in der britisch Vogue 1962 in die Gesellschaft etabliert und wird durch Stilikonen wie „Twiggy“ zum Modetrend der 1960er. Ihm folgten der Mikrorock, der kaum Unterwäsche und Hintern bedeckte, sowie die Hot-Pants. Es galt, je kürzer, desto modischer. Nach der Erfindung der Hosen wurde der Blick mehr auf dieses neue revolutionäre Kleidungsstück gelenkt.

Im Laufe der Jahre hat sich der Minirock einem Imagewandel unterworfen von Kindlichkeit zur Weiblichkeit im Hinblick auf Erotik. Wobei der „ Mini“ keine sexuelle Aufforderung an dem Mann darstellen soll, sondern eher auf den passiven Genuss optischer, weiblicher Reize abzielt.
Mit diesem Gedanken haben sich wohl auch die Männer in der Türkei beschäftigt, die in Miniröcken auf die Straße gingen um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren. klick!

Nachtrag// mehr Infos 
Quellen: 1/2/3/ Bilder

2 Kommentare:

  1. Ein toller Post! Immer wieder spannend zu entdecken, wie viel Geschichte und Veränderung in einem einzigen Kleidungsstück liegen kann!

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    1. Da kann ich dir nur recht geben, ich finde es faszinierend, dass es so gut wie hinter allem eine Geschichte gibt.

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