Die Wahrnehmung ist schon so ein ziemlich verrücktes Ding.
Fremdwahrnehmung, Eigenwahrnehmung. Was vermittele ich dem anderen? Was will
ich eigentlich mitteilen? Wie kommt es letztendlich an?
Ich war letztens auf einer sagen wir Feier. Viele alte Freunde, neue
Gesichter und vor allem jene, die man lange
nicht gesehen hat. Es war also eine Mischung zwischen Wiedersehen, Altbekanntem
und Kennenlernen. Sobald irgendwo mehr als Zehn Leute zusammensitzen, fängt die
Sache mit der Grüppchenbildung an. Einige seilen sich ab, andere tauschen sich
über die alten Zeiten oder andere Themen aus, da kann es ganz schnell
passieren, dass man den Anschluss verpasst und dann etwas verloren zwischen den
anderen herumgeistert. Oder man weiß einfach nicht genau, wie man ins Gespräch
kommen soll, da man die alten Bekanntschaften und Freunde ja so lange nicht
mehr gesehen hat.
Ich finde es immer ziemlich schade, wenn ich auf größeren Partys Leute
sehe, die verloren wirkend, etwas abseits stehen. Ich versuch dann immer ein
Gespräch anzufangen oder ihn oder sie in eine in meinen Augen passende Gruppe
zu integrieren. Wir sind ja schließlich alle hier, um Spaß zu haben und wer
weiß, was man sich alles entgehen lässt, wenn man nur von außen zuschaut.
Jedenfalls war da dieser Freund, Schulkamerad X. Nennen wir ihn einfach
Jan. Jan war alleine da. Kannte die meisten nicht oder wollte die Leute von
früher nicht (wieder er-)kennen (?). Wie dem auch sei. Ich hatte meiner
Freundinn, der Gastgeberin versprochen mich Jan gegenüber zu benehmen. Das
klingt jetzt fast so, als würden wir uns absolut gar nicht ausstehen könne, so
ist es nicht. Wenn wir aufeinander treffen, dann ist das nur ungefähr so, als
würde man Öl ins Feuer gießen. Noch nicht mal im negativen Sinne, aber so
ungefähr könnte man es umschreiben.
Jan war also alleine da und wirkte auf mich recht verloren, also dachte
ich mir: Kümmerst du dich um ihn, damit er nicht so alleine auf einer Party
rumhängt. Ich hab mir dann größte Mühe gegeben, kein Feuer zu machen, um dem Öl
keinen nährenden Boden zu geben. Hab ihn den Leuten vorgestellt und was man
halt so macht.
Eigenwahrnehmung: Freundlich, manchmal vielleicht ein wenig gestichelt,
Gut gemeint, Versucht und Bemüht
Bei Jan kam das ganze vollkommen anders an.
Fremdwahrnehmung: Die klebt mir am Arsch, die Bitcht mich die ganze
Zeit an, kann die sich nicht um ihren Kram kümmern?, Was will die? (Ungefähr
so)
Wie kann es sein, dass meine ursprüngliche Intention so falsch
rüber kam. Das die Bemühung so überhaupt gar nicht ankam, sondern völlig
missverstanden und in einen anderen Kontext gerückt wurde? Im Endeffekt ist es
schade und rückblickend hätte ich mir das ganze wirklich sparen und mein Feuer
anlassen können. Ich war nett, hab mich bemüht und wurde mit Arschlochverhalten
abgespeist. Manchmal ist Gut gemeint und Bemüht eben doch nur ein ziemlicher
Schuss nach hinten. Wahrscheinlich ist unsere generelle Einstellung zueinander
auch mit daran schuld. Aber muss man sich wirklich völlig verbohrt auf einen Sachverhalt
versteifen? Man kann doch auch was Neues zulassen und wer weiß, wenn unsere Wahrnehmungen
ein klein wenig überlappt hätten, hätte es ja möglicherweise auch ziemlich
lustig werden können. Ich mein ja nur.
Doch Wahrnehmung, zumindest die Fremdwahrnehmung hat irgendwo dann doch
ziemlich viel mit Schubladen zu tun. Du wirst wahrgenommen und Zack, steckst du
in irgendeiner Schublade, in der du dich eigentlich gar nicht siehst und in die
du unter Umständen überhaupt nicht reinpasst. Und egal wie nobel deine
Absichten waren, wenns schlecht läuft kommt am anderen Ende das völlige Gegenteil
an. Schade, aber nicht zu ändern wenn Eigen- und Fremdwahrnehmung eben keinen Konsens
finden.
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