Nur weil man der ist der geht macht es das Ganze nicht automatisch leichter. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, wenn ich der wäre, der geht, das würde alles ändern. Verändern. Es wäre leichter und ich würde nicht so stark davon eingenommen werden.
Jetzt bin ich die, die geht. Die
gegangen ist und es fühlt sich nicht besser an. Im Gegenteil. Wieder war ich
der Part mit dem Drama. Was nicht heißen soll, es hat sich eine dramatische Szene
abgespielt. Es ging mehr darum, dass es unerwartet war. Es war ein Drama für
mich. Im inneren. Ich war unvorbereitet. Die einzige, die diesen Ausgang weder
vorhergesehen noch einkalkuliert hatte.
Es war das real gewordene
Klischee einer Trennung, wie man sie nicht besser in irgendeiner Kitsch-Komödie
im Tv hätte finden können. Man trifft sich, um zu reden. Erwartungsvoll, da man
sich schon lange nicht gesehen hatte. Ja es war schwierig in letzter Zeit, aber
nichts, was man nicht hätte hinbekommen können. Es wird über das Wetter, das
Leben und lauter belanglose Dinge gesprochen, bis einer den Mut aufbringt Nägel
mit Köpfen zu machen.
Eine unangenehme Nachricht wird nicht schöner, nur weil
man sie durch die Blumen spricht.
Wir sehen da keinen Sinn mehr.
Erklärungen. Versuche das Ganze ein klein wenig erträglicher zu machen. Es
liegt nicht an dir, aber… und da war dieser Moment, der genau so und nicht
anders im Skript einer Dramedy hätte stehen können. Da saßen wir dann also in
dieser äußerst unangenehmen Situation. Ich am weinen und um mich herum
betretene Gesichter. Man kann niemanden aufmuntern, vor dem man gerade eine
Bombe platzen lassen hat und nichts was gesagt wird macht die Situation
irgendwie besser. Das ist wie mit dem Pflaster abreißen. Das muss kurz und
schmerzlos gemacht werden, sonst ist es für alle beteiligten eher eine Qual.
Dabei ist es so oder so schon nicht angenehm. Da gibt es einfach ein paar
Dinge, die man nicht unnötig in die Länge ziehen sollte und diese Situation war
eins davon. Wir können ja auch noch weiterhin…wenn du da bist…
Ja. Schön. Aber das ist ja nicht
da selbe. Das ist nicht das was ich will. Und nein, ich will das auch nicht
woanders, anders und mit anderen. So wie es war, war es perfekt. Doch manche
Dinge halten Distanzen eben doch nicht so aus. Doch manche sind auch nicht
bereit so viel zu opfern, zu kämpfen und sich Umstände zu machen. Das kann man
niemandem vorwerfen. Wir sind nicht alle aus demselben Holz geschnitzt und das
ist auch gut so. Das macht es trotzdem nicht leichter.
Ja sag doch auch mal was dazu.
Ja was soll man denn da groß zu
sagen. Wenn man sowieso keine Wahl hat. Mehr so rhetorisch gefragt wird, weil
eine Entscheidung sowieso schon getroffen wurde. Wie bei einer Scheidung. Bei
der nur noch höflich mitgeteilt wird. Wir hoffen, das ist okay für dich!“ Nein
ist es nicht. Es ist scheiße Ganz große. Aber was will man da machen. Manche
Dinge hat man eben nicht in der Hand, die werden einem aus der Hand genommen.
Wortwörtlich. Es ist ja nicht so, als ob ich es nicht verstehen würde. Ich kann
das nachvollziehen. Ich verstehe es. Den anderen Standpunkt nur macht es das
auch nicht besser. Macht es nicht „okay“. Ich hätte da auch gerne ein Wörtchen
mitgeredet. Gemeinsam besprochen. Immerhin ist das eine Angelegenheit die alle
von uns betrifft und angeht. Ich wäre gerne nicht so vor vollendete Tatsachen
gestellt worden. Informiert worden. „Du Rudi, die Mama und der Papa lassen sich
scheiden.“ Fehlt nur noch die Frage „was machen wir mit den Kindern?“
Ich dachte immer, es wäre leichter,
wenn man derjenige ist, der geht. Doch das stimmt nicht. Die Welt dreht sich ja
auch für alle anderen weiter. Man kann eben nicht an zwei Orten gleichzeitig
sein und dazwischen ist auch keine gute Idee. Die Zeit dreht sich nämlich
weiter und nicht nur die eigenen Umstände verändern sich. Wenn es nur um eine
oder zwei Menschen geht, dann ist das vielleicht machbar. Wir waren vier und
wenn die Mehrheit beschließt, dass es für sie nicht weiter tragbar ist, dann
ist Widerstand zwecklos.
Wir müssen alle mit den
Entscheidungen in unserem Leben leben. Das war meine Entscheidung: Zu gehen.
Weil mir die Stadt zu klein war. Zu eng und kein Ort, an dem ich den Rest
meines Lebens verbringen wollte.
Nein, es ist nicht okay. Doch ich
habe meine Entscheidung getroffen. Ich bin gegangen und dann hab ihr eben
entschieden, dass es Dinge gibt die so nicht funktionieren. Und ja ich versteh
das. Kann das nachvollziehen. Jedoch hätte ich anders entschieden. Weil ich an Dinge
glaube. Auch wenn das naiv und völlig irrational ist. Ich glaube daran. Daran,
dass wenn man nur genug will alles möglich ist. Ihr habt nicht dran geglaubt.
Das ist nicht schlimm. Dafür seid ihr einfach viel zu rational. Ich bin eben
ein Träumer und daran wird sich auch nie etwas ändern. Eigentlich will ich eure
Entscheidung nicht akzeptieren, aber ich muss es. Es macht mich unglücklich
aber daran kann auch nichts was gesagt wird oder wurde etwas ändern.
Nur weil man der ist der geht macht es das Ganze nicht
automatisch leichter.
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