Ich finde es
bescheuert, dass ich bei keinem der bisherigen Abschiede den Mut hatte, zu
zeigen, wie sehr ich dabei bin dich gern zu haben. Stattdessen steh ich einfach
nur da, während in meinem Kopf all diese ungesagten Worte versuchen sich einen
Platz nach draußen zu kämpfen. Dahin wo man sie hören kann. Während ich also
versuche Worte zu finden die gerade richtig sind, weder zu viel noch zu wenig,
warte ich irgendwie auch auf ein Wunder. Die Geste, die mir zeigt, dass ich
mich nicht irre. Weil Symbiosen alleine entgegen ihrer Bestimmung funktionieren.
Wie oft spielen sich
in deinem Kopf Szenen ab, in denen du dir vornimmst zu reagieren. Mal komplett
auszupacken, dem Gegenüber alles an den Kopf zu werfen, was so in dir ist und
zwar so lange bis alles Feuer aufgebraucht ist. Wie oft hast du dir Worte
zurechtgelegt, um nicht worteringend dazustehen, weil du nicht weißt, wie du
das, was du sagen willst am besten verpackst. Weil es ja auch richtig ankommen
soll. Nur um dann am Ende, trotz der wohlüberlegten Worte, um Worte zu ringen.
Ja verdammt, es ist
bescheuert. Aber wenn wir ehrlich sind, zu uns selbst: Wir kennen alle solche
Situationen. Erleben sie oft genug wieder und wieder, um uns jedesmal zu sagen:
„Nächstes mal machst du‘s. Wirklich.“ Dann nimmt man sich das ganze auch vor. So
wirklich von Herzen, bastelt im Stillen weiter daran bedeutungsvolle Sätze,
banal klingen zu lassen. Aber nicht belanglos. „ich will das dieses Mal richtig
machen. Wirklich.“ Doch letztendlich ist das wie mit den Neujahrsvorsätzen,
einfach nur daher gesagt. Obwohl es ja wie bereits erwähnt bescheuert ist. Kurz
gesagt, man schießt sich damit selbst ins Bein. Im Grunde bin ich ja dann
diejenige, die sich ärgert und bereut, die am liebsten alles nochmal resetten
möchte nur um …? Um was eigentlich genau? Um wieder zu scheitern? Und dann
gleich nochmal? Wieder und wieder. Als hätte Prinz Pi den Soundtrack dazu
geschrieben.
„Wir wollen
fliegen, doch wir fallen hin, wir müssen's wieder probieren und dann
wieder probieren, ich mein, was kann passieren? Außer, dass wir
wieder verlieren und dann wieder verlieren“
Am Anfang war das
Wort. Schreibt Goethe, in Faust und davor stand es auch schon in ganz vielen anderen
Schriften. Aber wenn am Anfang das Wort Stand, warum ist es dann so schwer es
bis zum Ende durch zu ziehen? Wir brauchen Anfang UND Ende, damit man Dinge Beenden
kann, weil man sie ja auch Begonnen hat. Eigentlich wird einem doch auch schon
von Anfang an beigebracht, dass man alles, was man beginnt auch beenden muss. Wann
sind wir zu Abbrechern geworden? Zu jenen, die Dinge nicht bis zum Schluss
durchziehen weil sie auf halber Strecke anhalten oder umdrehen.
Weil wir in diesen Momenten gegen uns
selbst kämpfen. Kämpfe im inneren führen. Die Kämpfe die keiner sieht, weil sie
unsichtbar und unbemerkt sind. Überleg doch mal was das heißt, was das heißen
könnte. Wenn jemand vor dir steht, verzweifelt nach Worten ringend, dann ist er
im inneren dabei einen Kampf aus zu tragen. Naja und das Ding mit Kämpfen ist: Man
kann sie verlieren! Wieder und wieder. Wenn der Kampf dann verloren ist und der
verzweifelte Versuch, die Worte zu finden ins Leere läuft, es Stille heißt und
Schweigen. Dann bedeutet das nicht, dass es nichts zu sagen gab oder gibt sondern
schlichtweg, dass da zu viel ist was raus will. Obwohl die Sätze zu Beginn noch
geordnet waren ist es im richtigen Leben um einiges schwerer sie dann auch raus
zu lassen, in den Raum in dem man sie hören kann. Weil sie dann greifbar
werden. Vielleicht am Ende nicht ganz so machtvoll sind wie gedacht und
erwartet. Wer schweigt kann nichts falsch machen, nichts verlieren.
Aber wir wollen doch
fliegen. Und das gibt’s nur mit Risiko und Fall. Also müssen wir es weiter
probieren. Wieder und wieder. Mehr als (wieder und wieder) verlieren können wir
nicht und dann tragen wir unser Versagen mit Stil.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen