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Sonntagskolumne // Wenn man aufhört emotional zu sein

4/29/2018



„Wenn man aufhört Emotional zu sein, kann man keine Geschichten mehr Erzählen.“ Anouk Jans, in einem Talk letzte Woche in der AMD.

Dieser Satz wirft mich zurück, in die letzten paar Jahre. In die Zeit in der ich fast ausschließlich geschrieben habe. In der ich so viel geschrieben habe, dass ich mich in meinen Worten ertränken könnte. In der ich so viel geschrieben habe, dass sowohl meine Festplatten, als auch Notizbücher voll von meinen Gedanken, Eindrücken und Erlebnissen sind. 

Ich habe geschrieben, weil ich es brauchte, weil ich meine ganzen Emotionen, einen Raum geben musste, sie irgendwo abladen musste. Ich habe geschrieben, weil es mein weg raus war. Weil ich die Dinge nicht aussprechen konnte. Weil da Dinge in mir waren, die rausmussten und das Schreiben war mir dazu immer der liebste Weg. Meine besten, beziehungsweise stärksten Texte habe ich unter enormen Emotionen geschrieben. Da waren Wut, Trauer, Ratlosigkeit, Verzweiflung, Glück und noch viel mehr. Immer wenn ich zu viel gefühlt habe, nicht mehr klar denken konnte oder mich sortieren musste habe ich geschrieben. Fast wie im Rausch und danach habe ich mich jedes Mal besser gefühlt. Ich konnte mich ordnen, die Dinge besser Einordnen. Entscheidungen treffen und mir alles von der Seele schreiben um es nicht mit mir herumtragen zu müssen. Oft war da eine schmerzliche Wahrheit in meinen Texten. Ich habe mich mit mir und meinem Inneren auseinandergesetzt. Kämpfe ausgetragen. Oft alleine, gegen mich. Auch gegen andere, weil das Schreiben manchmal einfach die einzige Möglichkeit war zu kommunizieren, auch wenn ich nie antworten bekommen habe. Zumindest konnte ich es mir von der Seele schreiben und dadurch einen Weg finden, damit umzugehen. 

Ein sehr enger Freund von mir gab mir damals den Rat, dass ich manchmal den Weltschmerz zulassen muss. Ihn richtig fühlen. Weil man genau das auch von Zeit zu Zeit braucht. Den Schmerz. Etwas fühlen und das, danach sich wieder aufrappeln und weitermachen. Ich tendiere dazu diesen Teil zu umgehen, indem ich mich von meinen Gefühlen lossage. Sie mir nicht eingestehe und von mir wegschiebe. Wie eine lästige Verantwortung, mit der ich nichts zu tun haben möchte.  Ich bin ungerecht zu meinen Gefühlen, indem ich sie verstoße, wie einen unliebsamen Eindringling.

Zumindest bin ich mir dieser Tatsache bewusst. Was das ganze nicht automatisch besser oder leichter für mich macht. Ich schiebe sie weg, weil ich Nagst davor habe, was sie mit mir anstellen können. Positiv wie negativ. Es macht mir Angst keine Kontrolle darüber zu haben. Gefühle kann man nicht kontrollieren, sie passieren einfach und der einzige weg ihrer Herr zu werden, ist für mich sie so weit wie möglich von mir zu schieben. Nichts mit ihnen zu tun haben zu wollen.

Natürlich bin ich mir im Klaren darüber, dass das eine sehr kindische Vorstellung von mir ist, ihnen einfach so aus dem Weg gehen zu können. Das funktioniert nicht. Man läuft sich zwangsläufig über den Weg. Doch zumindest, hatte ich dann ein paar ruhige Augenblicke für mich. Doch die Ruhe ist immer nur eine Ruhe vor dem Sturm, weil ich bei dem Versteckspiel nur verlieren kann. Sie finden mich immer aufs Neue. In Momenten, in denen ich sie dann letztendlich gar nicht gebrauchen kann. Doch dann kommen sie und rufen meinen Namen und ich kann nicht weiter so tun, als würde es sie nicht geben. Sie rufen meinen Namen und ich bin gezwungen mich umzudrehen, anzuhalten und ihnen die Hand zu geben, selbst wenn sich alles in mir dagegen sträubt.

Denn letztendlich schreiben Emotionen eben gute Geschichten und darum geht es doch.  
Hier und auch im Leben.

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