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Sonntagskolumne // Heute Nacht nur reinen Wein

4/01/2018

Jetzt stehe ich hier vor meiner Tür. Mit dir. Jemanden, den ich erst seit gestern kenne. In einer Situation, in der sich alles Gesagte wie eine schmale Gratwanderung anfühlt. Ein unbeabsichtigtes Wort und das ganze kippt in die falsche Richtung. Ob ich Bier dahabe? Nein, habe ich nicht! Das da noch Weinreste sind verschweige ich. Ist ja mein Bier, also Wein. Einmal bin ich froh, dass hier in der Nähe alles, für eine Großstadt unverhältnismäßig früh, zumacht. Schade. Zumindest ist es sehr charmant, dass ich die Wahl zwischen drei Möglichkeiten habe. Eins, zwei oder drei? Aber ich will putzen, also nein. Ich nehme die Langweilige. Ist mir doch ziemlich egal, ob ich langweilig bin. Ich muss aufräumen und das ist keine blöde Ausrede, sondern reiner Wein. Der mir, wenn man es genau nimmt, auch gerade ganz gut in den Kram passt. 


Der Abend war cool. Turbulent und witzig. Ein bisschen wie im Film, wenn man im Nachhinein darüber nachdenkt. Auf der Rennradstange durch die Nacht. Eine Jamm Session in einer Bar. Comfort Zone verlassen und ziemlich beschissen fühlen. Aber zumindest fühlst du was, meintest du. Darüber konnte ich nicht so lachen, diesmal nicht, weil es sich furchtbar angefühlt hat. Der Abend hatte, wenn ich es mir genauer überlege, richtiges Datepotential. Aber ich date nicht.  

Jetzt stehen wir hier vor meiner Tür und du machst irgendwie nicht so wirklich Anstalten, dich auf dein Fahrrad zu schwingen und nach Hause zu fahren. Ich kann nicht rein, weil ich dich nicht reinbitten werde. Du bist noch nicht müde sagst du, ich auch nicht, aber ich muss ja auch noch das Chaos in meiner Wohnung beseitigen. Jetzt ist aber erstmal das Choas in meinem Kopf dran. Gedanken drehen sich: Wie komme ich aus dieser Situation raus.

Es ist nicht so, dass ich dich nicht nett finde. Du bist lustig. Außerdem mag ich es mit welcher Passion du dein Ding machst. Aber ich habe keine Lust auf solche Geschichten, die mit mitten in der Nacht anfangen. Kann ja sein, dass du wirklich nur abhängen willst, aber ich muss wirklich dringend das Chaos in meiner Wohnung beseitigen. Da brauche ich niemanden, der daneben sitzt und zuschaut. Außerdem muss ich morgen arbeiten. Willkomme im Erwachsenenleben. Da gibt es Ausreden frei Haus. Und Verpflichtungen, eine davon ist mein Haushalt und um den werde ich mich jetzt kümmern.

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